Die deutsche Sparkassenidee im vereinten Europa
Fachgespräch der niederbayerischen Sparkassen in Dingolfing:
Zu einem intensiven Austausch mit den niederbayerischen Sparkassen begrüßte Bezirksverbandsvorsitzender Landrat Franz Meyer in Dingolfing, den Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, MdEP Manfred Weber, den Präsidenten des Sparkassenverbands Bayern, Dr. Ulrich Netzer, den Hausherrn, Bezirks- und Landesobmann Walter Strohmaier, sowie Vertreter der Regierung von Niederbayern und die Vorstände und Verwaltungsratsvorsitzenden der niederbayerischen Sparkassen.
„Die deutsche Sparkassenidee im vereinten Europa“, lautete das Thema der Fachberatung und Präsident Dr. Netzer brachte in seinem Impulsvortrag die schwierige Situation aus Sicht der bayerischen Sparkassen auf den Punkt. Er sprach von einer „drahgischen Entwicklung“, welche von der aktuellen Null- und Minuszinspolitik bei den Sparkassen ausgelöst wird. Denn die Maßnahmen der EZB zeigen kaum noch Wirkung, verursachen aber bis nach Niederbayern, erhebliche Kollateralschäden, so Netzer. Die Sparkassen können sich dem vorgegebenen Marktumfeld nicht entziehen, möchten aber in jedem Fall Verwahrentgelte bzw. Negativzinsen für Kunden, als Folge dieser Entwicklung verhindern. Netzer kritisierte in diesem Zusammenhang vor allem auch die negative Langzeitwirkung der Niedrigstzinsen für die Bürger und die gesamte Volkswirtschaft in Deutschland.
In Europa würde Deutschland, mit den vielen regionalen Kreditinstituten als „Overbanked“ bezeichnet und es herrsche die Meinung vor, dass die deutsche Finanzwirtschaft zu wenig profitabel sei. Für die Menschen und Bürger ist aber gerade diese Struktur in Deutschland Garant für einen funktionierenden Wettbewerb und führe zu einem insgesamt niedrigeren Preisniveau für Finanzdienstleistungen als im übrigen Europa. Der Wettbewerb funktioniert zum Wohle der Kunden, so Netzer. Diese erfolgreichen Strukturen dürfen nicht aufgegeben werden.
Sparkassen sind der Finanzier für die Wirtschaft in den Regionen
Weber bezeichnete das deutsche drei Säulen-Modell als extremen Stabilitätsfaktor, stellte aber klar, dass sich Europa in einer gefährlichen Ausnahmelage befindet. Wieder Wirtschaftswachstum zu erreichen ist das Ziel der EZB und nicht zuletzt profitiert insbesondere auch Deutschland von der aktuellen Zinssituation. Mit Blick auf die europäische Einlagensicherung stellte Weber heraus, dass es ein wichtiges Thema sei, wie die Interessen der Sparkassen in der gemeinsamen Europäischen Einlagensicherung untergebracht werden können. Keine allzu großen Hoffnung habe er darauf, dass die Einlagensicherung in Europa gestoppt werden könne, vielmehr sei es nun Aufgabe, die Interessen der Sparkassen und deutschen Regionalbanken einzubeziehen.
Sparkassen sind der Finanzier für die Wirtschaft in den Regionen, so Strohmaier. Bayernweit mehr als 50% (rund 122 Milliarden Euro) der Kredite an Unternehmen und Selbstständige wurden von den Sparkasse ausgegeben. Sie sind damit mitverantwortlich für strukturpolitische Entwicklungen in der Fläche Bayerns. Deshalb, so Strohmaier, müssen auch im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung des Mittelstands und Handwerks, diese Strukturen erhalten werden. Wir wollen keine angelsächsischen Verhältnisse, der Zugang zum Kreditmarkt muss erhalten bleiben, da sich kleine und mittlere Unternehmen vor allem über Bankkredite finanzieren. Er bezeichnete sich grundsätzlich als großer Befürworter der europäischen Idee. Man müsse aber darauf achten, dass mit der aktuellen Zins und vor allem wie er es bezeichnete, übertriebenen Regulierungspolitik, nicht aber eine Schwächung der Wirtschaftskraft bewirkt wird, so Strohmaier. Der regionale Mittelstand und die Sparkassen bilden eine von der Europapolitik abhängige Schicksalsgemeinschaft. Den Preis für eine verfehlte Politik würden beide gemeinsam mit Ihren Kunden zahlen, so der Bezirks- und Landesobmann.
Landrat Meyer dankte allen Teilnehmern und Gästen der Diskussionsrunde und machte abschließend deutlich, dass der Wirtschaftsmotor Mittelstand durch die Sparkassen gestärkt wird.
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