Eine präferierte Partnerschaft

eingestellt von Robert Elsberger am 26. Januar 2018

BayernLB und Sparkasse Niederbayern-Mitte im Gespräch

An einem Tisch: Walter Strohmaier (links), Bundesobmann der Sparkassen, und Edgar Zoller, stellvertretender Vorstandschef der BayernLB. (Landesbank)

 

Quelle: Dieser Artikel erschien in der SparkassenZeitung (DSZ); Von Silvia Besner:

 

Edgar Zoller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BayernLB, und Walter Strohmaier, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Niederbayern-Mitte und neuer Bundesobmann der Sparkassen, im Gespräch über das Geben und Nehmen im Verbund.

 

DSZ: Herr Zoller, was verbindet die Bayerische Landesbank mit den bayerischen Sparkassen?
Edgar Zoller: Das Geschäft mit den Sparkassen ist ein wesentlicher Eckpfeiler unseres Geschäftsmodells. Mit den bayerischen Häusern haben wir eine präferierte Partnerschaft: Sie sind bei uns die Nummer eins, wichtige Kunden, bedeutende Vertriebspartner und verlässliche Eigentümer. Für die bayerischen Sparkassen sind wir Vollsortimenter, das heißt: Wir halten alle Produkte vor, die die Institute von uns einfordern. Bei unserem bundesweiten Angebot beschränken wir uns dagegen auf einige präferierte Produktsegmente.

Walter Strohmaier: Zum bundesweiten Angebot muss ich Folgendes sagen: Ich bin als Aufsichtsratsmitglied der BayernLB dem Wohl der Landesbank verpflichtet. Wenn ich also einen positiven Businessplan und einen positiven Deckungsbeitrag sehe, kann ich auch als Aufsichtsrat nicht gegen ein Engagement außerhalb Bayerns sein. Als Bundesobmann der Sparkassen sehe ich diese Entwicklung dagegen kritisch. Die Landesbanken leisten sich in manchen Regionen und Bereichen einen teilweise massiven Wettbewerb, der sich in ihren Bilanzen am Ende negativ niederschlagen wird. Das sehe ich mit Sorge. Die Probleme im Bereich der Landesbanken, die wir in regelmäßigen Abständen im Bundesgebiet feststellen, haben ihre Ursache auch im intensiven Wettbewerb untereinander.

 

DSZ: Herr Zoller, die BayernLB hat in den vergangenen Jahren Niederlassungen in ganz Deutschland eröffnet – was sagen Sie zur Kritik des Bundesobmanns?
Zoller: Die bayerische Landesbank hat nach dem Jahr 2009, als sie mit milliardenschweren Staatshilfen vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste, ihre Identität gesucht. Wir kamen von einem sehr international geprägten Geschäft und haben uns entschlossen, die Bank auf ein mittelständisches Profil und die bayerische und deutsche Wirtschaft neu auszurichten. Darüber hinaus betreiben wir auch bundesweit Sparkassengeschäft – und zwar genau in den Bereichen, wo wir glauben, mit unserer Kernkompetenz den Sparkassen einen Mehrwert bieten zu können. Wir haben weder den Anspruch noch die strategische Ausrichtung, die Landesbank Nummer eins in Deutschland zu werden. Wir sind eine bayerische Bank, die bundesweit in ausgewählten Segmenten mit ihrem Angebot nachgefragt ist und so auch gutes Geschäft machen kann. Man kann es in dem einen oder anderen Fall kritisieren, wenn sich Landesbanken gegenseitig Konkurrenz machen. Aber im Grunde gibt es in der Sparkassenorganisation das Bedürfnis nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine gewisse Konkurrenz, die kein ruinöser Wettbewerb sein darf, halte ich für vertretbar.

 

DSZ: Konkurrenz oder Zusammenarbeit: Herr Strohmaier, braucht man überhaupt so viele Landesbanken, wie wir sie im Moment haben? Wie stehen Sie zu Fusionen?
Strohmaier: Natürlich wünsche ich mir hier eine Konsolidierung. Die Antwort ist also einfach. Die Umsetzung jedoch, wegen der unterschiedlichen Trägerstrukturen, enorm schwierig. Das ist das Kernproblem. Ich würde mich ja schon zufriedengeben, wenn man im Lager der Landesbanken wenigstens Schwerpunkte setzen würde: Die BayernLB macht dies am besten, eine andere Landesbank etwas anderes. Aktuell – so nehme ich es zumindest wahr – investieren zumindest die großen Landesbanken in allen Feldern gleichzeitig. Das muss sich ja irgendwann negativ auf das Ergebnis auswirken. Hinzu kommt eine enorme Expansion im Kreditgeschäft, die man derzeit generell in der Branche feststellen kann. Auch hier habe ich die Sorge, dass sich dies irgendwann negativ im Risiko bemerkbar machen könnte.

 

DSZ: Herr Zoller, was sagen Sie zum Thema Konsolidierung?
Zoller: Ich teile die Auffassung, dass es eine Fehlallokation wäre, wenn alle Landesbanken bundesweit 100 Prozent in alle Produkte investieren. Deswegen machen wir es eben anders: Für die bayerischen Sparkassen sind wir Vollsortimenter, bundesweit bieten wir nur das an, was wir am besten können. Dieser Kurs passt wirtschaftlich zu unseren Profitabilitätsanforderungen. Die Frage nach Konsolidierung der Landesbanken müssen am Ende die Eigentümer und letztlich auch die Kunden beantworten.

 

DSZ: Herr Zoller, Vorstandschef Johannes-Jörg Riegler schrieb in einem „Standpunkt“ für die SparkassenZeitung, die BayernLB widme sich den Sparkassen mit einem „ganzheitlichen Betreuungsansatz“. Was verbirgt sich dahinter?
Zoller: Die bayerischen Sparkassen werden, aufgeteilt nach Bezirken, durch den für sie zuständigen Vorstand der Landesbank und einen Regionaldirektor betreut. Die Regionaldirektoren sind die ersten Ansprechpartner und nehmen alle Themen ihrer Sparkasse auf, die es gibt. Diese Form von „Senior Coverage“, die wir 2010 eingeführt haben, gewährleistet, dass sich die gesamte Landesbank hinter dem Sparkassengeschäft versammelt. Sie hat sich bewährt.

 

DSZ: Woher wissen Sie das?
Zoller: Es gibt alle zwei Jahre eine breit angelegte Befragung zur Zufriedenheit der Sparkassen, die uns gutes Feedback liefert. Die Erhebung hat gezeigt, dass wir uns auch dieses Jahr wieder verbessern konnten. In unserem Sparkassenbeirat kommen zudem regelmäßig acht bayerische Sparkassenvorstände als Vertreter ihrer Bezirksverbände zusammen. In diesem über viele Jahre etablierten Gremium kann man sich sehr offen und vertrauensvoll austauschen – auch darüber, was schlecht läuft. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Wir arbeiten darüber hinaus intensiv in vielen Gremien des Sparkassenverbands Bayern und des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands mit. So sind wir von Anfang an beteiligt an Meinungsfindung und Entscheidungen im Verbund mit den Sparkassen und können diese Erfahrungen in unsere Produkt- und Prozessentwicklung einfließen lassen. In unseren Kompetenzcentern zu Themen wie Firmenkunden-, Anlage- oder Kommunalgeschäft tauschen sich unsere Spezialisten mit den Fachkollegen aus den Sparkassen aus. Das Wichtigste im Geschäft mit den Sparkassen ist immer noch der persönliche Kontakt, also: auch physisch präsent zu sein.

Strohmaier: Wichtig ist, dass die Sparkassen das Gefühl haben, dass der Gesamtvorstand des Verbundunternehmens, in dem Fall der BayernLB, sparkassenaffin denkt und handelt. Das Geschäftsmodell Sparkasse muss bis in die Tiefe im Verbundunternehmen bekannt sein. Und darauf muss sich die gesamte Ausrichtung im Verbundunternehmen einstellen.

Zoller: Und deshalb ist auch die „Senior Coverage“ so wichtig. Diese federführende Betreuung einer Sparkasse durch einen Vorstand ihrer Landesbank mit regelmäßigen Besuchen stellt den direkten Kontakt sicher, der viel persönlicher ist als etwa ein Telefonat.

 

DSZ: Ist diese „Senior Coverage“ neu?
Zoller: Es gab diese Art der Betreuung schon einmal in grauer Vorzeit. Als ich dann bei der BayernLB das Sparkassengeschäft übernahm, hatten wir lediglich einen Ressortleiter, der für alle Sparkassen zuständig war. Das habe ich 2009 geändert.

 

DSZ: Soviel zur Vertriebsstruktur – wie sieht das oben genannte „Vollsortiment“ aus?
Zoller: Es beinhaltet alles, was Sparkassen an komplementären Produkten und Spezial-Know-how nachfragen: neben den zentralen Dienstleistungen im Zahlungsverkehr insbesondere Produkte aus den Bereichen Firmen- und Immobilienkunden mit dem Konsortialkredit- und Auslandsgeschäft, Kapitalmarktgeschäft zum Beispiel in Depot A und Depot B, Sorten- und Edelmetallgeschäft sowie Fördergeschäft. Wir bündeln darüber hinaus Serviceleistungen und tragen so zur Kosteneffizienz von Sparkassen bei. Man muss die Situation der Sparkassen genau kennen und wissen, was sie brauchen. Unter anderem sind das in der Niedrigzinsphase alternative Anlageprodukte mit auskömmlicher Rendite und mit Blick auf den herrschenden Kostendruck der Sparkassen ressourcenschonende Prozesse, die möglichst OSPlus-basiert sind.

 

DSZ: Welche neuen Lösungen sind da im Angebot?
Zoller: Mit dem für die Sparkassen entwickelten S-Plafond der BayernLB lassen sich durch standardisierte Prozesse schnell und unkompliziert Konsortialfinanzierungen darstellen. Die Sparkasse tritt dabei als Konsortialführer auf, die BayernLB trifft ihre Kreditentscheidung in der Regel binnen fünf Arbeitstagen. Der S-Plafond findet bei den Sparkassen sehr positive Resonanz. Unsere jüngste Entwicklung ist S-Connect, eine Plattform auf OSPlus-Basis, mit der sukzessive Produkte und Dienstleistungen wie S-Rating-Dienstleistung und die Beauftragung von LB-Immowert-Gutachten in die digitale Welt überführt werden. Ein wesentlicher Bestandteil ist auch die S-Syndizierungsplattform für Sparkassen, die bundesweit Anbieter und Nachfrager von Krediten aus der Sparkassen-Finanzgruppe zusammenführen.

 

DSZ: Herr Strohmaier, wie arbeitet die Sparkasse Niederbayern mit der BayernLB zusammen?
Strohmaier: Die Zusammenarbeit unseres Hauses mit der Landesbank ist intensiv. Ich bin ja grundsätzlich bekannt dafür, dass ich ein Verbundbefürworter bin. Manche sagen sogar: Verbundromantiker. Wir suchen uns als Dienstleister immer Verbundpartner aus. Wenn dann noch zusätzlich ein Eigentumsverhältnis besteht, ist die Zusammenarbeit natürlich noch etwas intensiver. Nichtsdestotrotz schauen wir auf die Qualität und vor allem auf den Preis. Als vertriebsorientierte Sparkasse sind wir stark im Firmenkundengeschäft. Die Zusammenarbeit im Bereich der Fördermittel hilft uns dabei, im Wettbewerb punkten zu können. Beim S-Plafond schätzen wir die schlanken Prozesse. Auch bei Swaps und im Warentermingeschäft arbeiten wir zusammen.

 

DSZ: Nennen Sie uns zwei, drei anschauliche Beispiele für die Kooperation.
Strohmaier: Für die Begleitung unserer Kunden bei deren Auslandsaktivitäten ist die BayernLB seit Jahren ein wichtiger Partner für die Sparkasse Niederbayern-Mitte. Insbesondere beim Warenimport, beispielsweise aus China, wird die von chinesischen Lieferanten gewünschte Sicherstellung regelmäßig mit Akkreditiven im Namen und über die BayernLB abgewickelt. Damit und auch über die übrige Vernetzung, beispielsweise den „S-CountryDesk“, ermöglichen wir unseren Kunden mithilfe der BayernLB den Eintritt in ausländische Märkte. Im Kreditgeschäft ist der S-Plafond ein viel genutztes Instrument in unserem Haus, um das Konsortialgeschäft bei Beträgen bis zu zehn Millionen Euro abzudecken. Wir als Sparkasse bleiben dabei direkter Ansprechpartner für den Kunden. Der einfache, schlanke und standardisierte Prozess ermöglicht eine schnelle Entscheidung der BayernLB auf Grundlage der sparkasseninternen Risikoeinschätzung. Durch diese Möglichkeit der Zusammenarbeit mit einem starken und verlässlichen Partner eröffnen sich für uns Handlungsspielräume für zusätzliche Kreditvergaben. Das ermöglicht die gezielte Risikostreuung von Kreditportfolios.

 

DSZ: Bedient sich Ihr Haus auch beim Angebot anderer Landesbanken?
Strohmaier: Wir haben da einen klaren Wasserfall: Erst schauen wir uns das Angebot der BayernLB an, deren Miteigentümer die bayerischen Sparkassen sind. Dann schauen wir in der Verbundorganisation und dann im Markt. In dieser Reihenfolge gehen wir vor. Dabei ist am wichtigsten, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

 

DSZ: Herr Strohmaier, gibt es noch Wünsche an die Landesbank, die offen sind?
Strohmaier: Als Landesobmann betreffen meine größten Wünsche die Themen Ausschüttungen und Wertaufholungen, die originär unsere Gewinn- und Verlustrechnung betreffen. Diese Wünsche überlagern das Operative.

 

DSZ: Die BayernLB hat ihren Miteigentümern in den vergangenen zehn, 20 Jahren ja nicht immer Freude bereitet. Wie beurteilen Sie ihre jetzige Entwicklung, wie sehen die Sparkassen die BayernLB heute?
Strohmaier: Als dienstältestes Aufsichtsratsmitglied der BayernLB freue ich mich, dass wir das enorm anstrengende Tal gemeinsam durchschritten haben und wieder in eine positivere Zukunft blicken können. Jetzt wünschen und hoffen die bayerischen Sparkassen, dass auch möglichst bald etwas in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung ankommt. Wir haben lange Jahre der Enthaltsamkeit hinter uns, was Ausschüttungen anbelangt. Und harte Jahre der Betroffenheit, wo wir in unseren Bilanzen die Unternehmensbeteiligung BayernLB sehr deutlich nach unten korrigieren mussten. Auch hier hoffen wir auf Wertaufholungen in den nächsten Jahren, die wir mit dem Jahresabschluss 2017 erfreulicherweise bereits einleiten konnten.

 

(Link zur Quelle: https://www.sparkassenzeitung.de/eine-praeferierte-partnerschaft/150/147/92150/)

 

Zur Person: Edgar Zoller (60) wurde im Mai 2009 in den Vorstand der BayernLB berufen. Er verantwortet das Geschäftsfeld Immobilien und Sparkassen/Verbund. Seit Mai 2011 ist Zoller stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BayernLB. Der promovierte Jurist begann seine Karriere 1988 in der Bayerischen Vereinsbank. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen übernahm er 2001 die Bereichsleitung Immobilien-Investmentbanking der Hypovereinsbank. 2006 wechselte er als Leiter des Geschäftsfelds Immobilien zur BayernLB.

 

 

Zur Person: Walter Strohmaier (52), Ausbildung bei der Sparkasse Dingolfing-Landau. Mit 35 Jahren wird der Diplom-Sparkassenbetriebswirt jüngster Vorstandschef aller deutschen Sparkassen bei der Sparkasse Dingolfing-Landau; seit der Fusion der Sparkassen Dingolfing-Landau und Straubing-Bogen 2007 ist er Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Niederbayern-Mitte (Bilanzsumme 3,887 Milliarden Euro). 2013 wurde Strohmaier Landesobmann der bayerischen Sparkassen, 2017 stellvertretender Bundesobmann und vergangene Woche Bundesobmann.

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